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1. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 51

1881 - Danzig : Boenig
51 tobte und das Schiff wie einen Spielball haushoch hinauf- und hinabschleuderte, kam oben das Takelwerk am Hauptmast in Unordnung, und der Schaden mußte zurechtgebracht werden. Doch in dem Tumult des Sturmwindes auf den Mast zu klettern, schien fast unmöglich; es war ein Wagestück auf Leben und Tod. Der Steuermann befahl kurzweg einem Schiffsjungen, er solle hinauf. Der war ein junger, zarter Bursche, kaum dreizehn Jahre alt, das einzige Kind einer armen Witwe, welche ihr Liebstes hatte in die Welt gehen lassen, weil sie selber kaum satt zu essen hatte. Als der Junge den Befehl vom Steuermann empfangen, hob er seine Mütze aus, blickte hinauf nach der Spitze des Mastes und wieder hinab in die schäumenden Wellen, die wie mit Ruten gepeitscht übers Verdeck schlugen und nach ihm die Wasserarme ausstreckten; und dann sah er den Steuermann an. Er schwieg einen Augenblick; darauf sagte er: „Ich komme gleich!" — Und er sprang übers Verdeck fort in die Kajüte. Eine Minute ver- ging, dann kehrte er zurück, und nun ging's die Strickleiter hinauf, flink und entschlossen. Der Mann, welcher diese Geschichte erzählt hat, stand unten am Maste, und seine Blicke folgten dem Kinde, bis ihm schwindelte. Er fragte den Steuermann: „Warum schickst du den hinauf? Er kommt nicht lebendig herunter!" — Der Steuermann ant- wortete: „Männer fallen, Jungen stehen. Der klettert wie 'ne Eichkatze!" Der andere sah wieder hinauf; noch stand der Junge! Jetzt hing er am Mastkorbe; jetzt stieg er weiter. Der Sturm raste und tauchte den Mast in die Flut ein; der Junge hielt sich. — In einer Viertelstunde war er unten, wohlbehalten und frisch, und lachte fröhlich. — „Gott sei gedankt!" ries jener; vor Angst hatte das Herz ihm stille gestanden. Denselben Tag noch suchte er den Jungen zu sprechen. Er- fragte ihn, ob ihm nicht bange geworden sei. „Ja," sagte der Junge. — „Ich merkte es wohl", sagte der andere; „du hast es dir auch erst in der Kajüte bedacht." — „Bedacht nicht," sprach jener; „ich wollte erst beten. Ich dachte, herunter komme ich nicht wieder lebendig; da habe ich beten gemußt. Hernach war ich nicht bange." — Der Mann fragte ihn, wo er das Beten gelernt habe. — „Wie ich noch zuhause war," sagte der Junge; „die Mutter hat es mich gelehrt. Als ich fortging, sagte sie, ich solle es immer thun, damit Gott mich vor Gefahren bewahre, und ich kann es auch nicht lassen." gl. Bl.». d. r. H. 113. Der Dieb. In einem Städtchen war Jahrmarkt; deshalb waren alle Leute aus dem benachbarten Dorfe dorthin gezogen, um einzu- 4*

2. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 22

1881 - Danzig : Boenig
Auf den Asten der Bäume und in den Hecken umher nisteten und sangen allerlei muntere Vögel. Die Eltern ermahnten ihre Kinder öfter und sagten: „Thut doch diesen Vögeln nichts zu- leide und rührt ihre Nester nicht an; denn das würde dem lieben Gott, der die Blumen kleidet und die Vögel nährt, sehr mißfallen. Auch uns zuliebe gab Gott den Blumen die schönen Farben und die erquickenden Wohlgerüche und den Vögeln den lieblichen Allein einige böse Buben fingen an, die Nester auszunehmen und zu zerstören. Die Vögel wurden dadurch verscheucht und zogen nach und nach ganz aus der Gegend hinweg. Man hörte in den Gärten und auf der Flur kein Vöglein mehr singen. Alles war ganz still und traurig. Die Bosheit der Buben hatte aber noch eine andere traurige Folge. Die schädlichen Raupen, die sonst von den Vögeln hin- weggefangen wurden, nahmen überhand und fraßen Blätter und Blüten ab. Die Bäume standen kahl da wie mitten im Winter, und die bösen Buben, die sonst köstliches Obst im Überfiusse zu verzehren hatten, bekamen nicht einen Apfel mehr zu essen. Nimmst du den Vöglein Nest und Ei, ist's mit Gesang und Obst vorbei. Laß doch in Ruhe, liebes Kind, die Tierchen, die unschädlich sind. «. Schmid. 56. Wiesenblumen. Viel tausend Blumen stehen im Sonnenglanze liier; kann ich nicht alle sehen, wünsch’ aber alle mir. Hätt' ich doch tausend Augen und Hände ohne Zahl! Könnt’ sie wohl alle brauchen; die Wiese pflückt’ ich kahl. Möcht’ alle Blumen bringen den lieben Eltern mein, zu ihnen lustig springen mit hundert Sträusselein! Jed’ Blümlein freundlich nicket, als wollt's mit mir nachhaus; ich habe schon gepflücket den allerschönsten Strauis. Carl Enslin. 57. Das Gewitter. Franz, ein Knabe aus der Stadt, hatte im Walde Himbeeren gepflückt. Als er wieder nach Hause gehen wollte, erhob sich ein Sturmwind; es fing an zu regnen, zu blitzen und zu donnern. Franz fürchtete sich sehr und verkroch sich in eine hohle Eiche unweit des Weges; denn er wußte nicht, daß der Blitz gern in hohe Bäume schlägt. Auf einmal hörte er eine Stimme, welche rief: „Franz! Franz! komm, o komm doch geschwind hervor!" Franz kroch aus

3. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 25

1881 - Danzig : Boenig
25 kamen sogleich mit Äxten und Prügeln in Scharen aus dem nahen Dorfe gelaufen und wollten den Wolf tot schlagen. Da sie jedoch nichts von einem Wolfe sahen, gingen sie wieder heim, und Hans lachte sie heimlich aus. Am andern Tage schrie Hans wieder: „Der Wolf! der Wolf!" Die Bauern kamen wieder heraus, wiewohl nicht mehr so zahlreich als gestern. Da sie aber keine Spur von einem Wolfe erblickten, schüttelten sie die Köpfe und gingen voll Verdruß nachhause. Am dritten Tage kam der Wolf wirklich. Hans schrie ganz erbärmlich: „Zu Hülfe! zu Hülfe! Der Wolf! der Wolf!" Allein diesmal kam ihm kein einziger Bauer zu Hülfe. Der Wolf brach in die Herde ein, erwürgte mehrere Schake, und darunter das artigste Lämmchen, das dem Knaben selbst gehörte, und das er ungemein lieb hatte. Chr. v. Schmid. 61. Der Tagelöhner. ln einem ansehnlichen Hause arbeitete oft ein Tage- löhner, der überall das Lob eines fleißigen und recht- schaffenen Mannes hatte. Einst spaltete er in kurzen Winter- tagen Holz. Als der Abend hereinbrach, gab ihm der Hausherr seinen Tagelohn, und zwar so viel, als er sonst an längeren Tagen bekam. Er zählte das Gehl und, sagte: „Das ist zu viel; so viel habe ich heute nicht verdient.“ Auf die Antwort, es solle ihm dennoch gegeben werden, nahm er es mit sich. Einige Tage nachher hörte man am Abend, da es sehr heller Mondschein war, jemand im Hofe Holz spalten. Es wird einer hinausgeschickt, um zu sehen, wer es sei, und siehe, es ist der alte, ehrliche Tagelöhner, der auf die Frage, warum er jetzt die Arbeit verrichte, zur Antwort giebt: „Ei, ich habe neulich mehr Tagelohn be- kommen, als ich verdient hatte; den will ich nun verdienen Heinrich Bone. 62. Die zwei Sperlinge. In einem trockenen Mißjahre quälte der Hunger zwei Sper- linge hart; beide fühlten sich schon dem Verschmachten nahe. „Sammle noch einmal alle deine Kräfte, lieber Bruder," sprach der schwächste von ihnen, „flieg umher, und sieh, ob du nicht irgendwo eine Nahrung entdeckst! Ich flöge gern mit, aber ich kann nicht mehr. Findest du Speise, so bringe auch mir etwas davon! Aber nur bald, denn sonst hat der Hunger mich um- gebracht!" — Der stärkere versprach es und flog aus. Das Glück war ihm günstig, er sah einen Kirschbaum voll reifer Früchte. „O," rief er, „geborgen ist nun mein Freund und ich!" Er flog i

4. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 84

1881 - Danzig : Boenig
84 machte sich auf den Weg nach Bremen; dort, meinte er, könnte er ja Stadtmusikant werden. Als er ein Weilchen fortgegangen war, fand er einen Jagdhund auf dem Wege liegen, der jappte wie einer, der sich müde gelaufen hat. „Nun, was jappst du so, Packan?" fragte der Esel. „Ach/ sagte der Hund, „weil ich alt bin und jeden Tag schwächer werde und auf der Jagd nicht mehr fort kann, hat mich mein Herr wollen totschlagen, da hab' ich reißaus genommen; aber womit soll ich nun mein Brot ver- dienen?^ „Weißt du was," sprach der Esel, „ich gehe nach Bremen und werde dort Stadtmusikant; geh mit und laß dich auch bei der Musik annehmen. Ich spiele die Laute und du schlägst die Pauken." Der Hund war's zufrieden, und sie gingen weiter. Es dauerte nicht lange, so faß da eine Katze an dem Wege und machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. „Nun, was ist dir in die Quere gekommen, alter Bartputzer?" sprach der Esel. „Wer kann da lustig sein, wenn's einem au den Kragen geht," antwortete die Katze, „weil ich nun zu Jahren komme, meine Zähne stumpf werden, und ich lieber hinter dem Ofen sitze und spinne, als nach den Mäusen herumjage, hat mich meine Frau ersäufen wollen; ich habe mich zwar noch fortgemacht, aber nun ist guter Rat teuer; wo soll ich hin?" „Geh mit uns nach Bremen, du verstehst dich doch auf die Nachtmusik, du kannst ein Stadtmusikant werden." Die Katze hielt das für gut und ging mit. Darauf kamen die drei Landesflüchtigen an einem Hofe vorbei, da faß auf dem Thore der Haushahn und schrie aus Leibeskräften. „Du schreist einem durch Mark und Bein," sprach der Esel, „was hast du vor?" „Da hab' ich gut Wetter prophe- zeit," sprach der Hahn; „aber weil morgen zum Sonntag Gäste kommen, so hat die Hausfrau doch kein Erbarmen und hat der Köchin gesagt, sie wollte mich morgen in der Suppe essen, und soll ich mir heute abend den Kopf abschneiden lassen. Nun schreie ich aus vollem Halse, so lange ich noch kann." „Ei was, du Rotkopf/ sagte der Esel, „zieh lieber mit uns fort nach Bremen, etwas Besseres als den Tod findest du überall; du hast eine gute Stimme, und wenn wir zusammen musizieren, so muß es eine Art haben." Der Hahn ließ sich den Vorschlag gefallen, und sic gingen alle vier zusammen fort. Sie konnten aber die L-tadt Bremen in einem Tage nicht erreichen und kamen abends in einen Wald, wo sie übernachten wollten. Der Esel und der Hund legten sich unter einen großen Baum, die Katze und der Hahn machten sich in die Aste, der Hahn aber flog^bis in die Spitze, wo es am sichersten für ihn war. Ehe er einschlief, sah er sich noch einmal nach allen vier Winden um; da däuchte ihm, er sehe in der Ferne ein Fünkchen brennen, und rief feinen Gesellen zu, es müßte nicht gar weit

5. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 85

1881 - Danzig : Boenig
ein Haus sein, denn es scheine ein Licht. Sprach der Esel:. „So müssen wir uns aufmachen und noch hingehen, denn hier ist die Herberge schlecht." Der Hund meinte, ein paar Knochen und etwas Fleisch daran thäten ihm auch gut. . Nun machten sie sich auf den Weg nach der Gegend, wo das Licht war, und sahen es bald heller schimmern, und es ward immer größer, bis sie vor ein hell erleuchtetes Räuberhaus kamen. Der Esel, als der größte, näherte sich dem Fenster und schaute hinein. „Was siehst du, Grauschimmel?" fragte der Hahn. „Was ich sehe?" antwortete der Esel, „einen gedeckten Tisch mit schönem Essen und Trinken, und Räuber sitzen daran und lassen's sich wohl sein." „Das wäre was für uns," sprach der Hahn. „Ja, ja, ach wären wir da!" sagte der Esel. Da ratschlagten die Tiere, wie sie es an- fangen müßten, um die Räuber hinaus zu jagen, und fanden endlich ein Mittel. Der Esel mußte sich mit den Vorderfüßen auf das Fenster stellen, der Hund auf des Esels Rücken springen, die Katze auf den Hund klettern, und endlich flog der Hahn hinauf und setzte sich der Katze auf den Kopf. Wie das geschehen war, singen sie auf ein Zeichen insgesamt an, ihre Musik zu machen; der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute, und der Hahn krähte; dann stürzten sie durch das Fenster in die Stube hinein, daß die Scheiben klirrend niederfielen. Die Räuber fuhren bei dem entsetzlichen Geschrei in die Höhe, meinten nicht anders, als ein Gespenst käme herein, und stehen in größter Furcht in den Wald hinaus. Nun setzten sich die vier Gesellen an den Tisch, nahmen mit dem vorlieb, was übrig geblieben war, und aßen, als wenn sie vier Wochen hungern sollten. Wie die vier Spielleute fertig waren, löschten sie das Lichk aus und suchten sich eine Schlasstätte, jeder nach seiner Natur und Bequemlichkeit. Der Esel legte sich auf den Mist, der Hund hinter die Thür, die Katze auf den Herd in die warme Asche, und der Hahn setzte sich auf den Hahnenbalken, und weil sie müde waren von ihrem langen Wege, schliefen sie auch bald ein. Als Mitternacht vorbei war, und die Räuber von weitem sahen, daß kein Licht mehr im Hause brannte, auch alles ruhig schien, iprach der Hauptmann: „Wir hätten uns doch nicht sollen ins Bockshorn jagen lassen," und hieß einen hingehen und das Haus untersuchen.. Der Abgeschickte fand alles still, ging in die Küche, wollte ein Licht anzünden, und weil er die glühenden, feurigen Augen der Katze für lebendige Kohlen ansah, hielt er ein Schwe- felhölzchen daran, daß es Feuer fangen sollte. Aber die Katze verstand keinen Spaß, sprang ihm ins Gesicht, spie und kratzte. Da erschrak er gewaltig, lief und wollte zur Hausthür hinaus, aber der Hund, der da lag, sprang auf und biß ihn ins Bein; und als er über den Hof an dem Miste vorbeirannte, gab ihm

6. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 30

1881 - Danzig : Boenig
30 72. Der gerettete Prinz. Ein junger Prinz sagte öfter: „Wozu hat doch wohl Gott die Fliegen und Spinnen erschaffen! Dergleichen Ungeziefer nützt ja keinem Menschen etwas. Wenn ich nur könnte, ich vertilgte alle von der Erde." Einst mußte der Prinz sich im Kriege vor dem Feinde flüchten. Ermüdet legte er sich am Abend im Walde unter einem Baume nieder und entschlief. Ein feindlicher Soldet fand ihn und. war imbegriffe, ihn mit gezücktem Schwerte zu töten. Allein plötzlich kam eine Fliege, setzte sich dem Prinzen auf die Wange und stach ihn so heftig, daß er erwachte. Er sprang auf, zog sein Schwert, und der Soldat entfloh. Der Prinz verbarg sich nun in einer Höhle des Waldes. Eine Spinne spannte in der Nacht ihr Netz vor dem Eingänge der Höhle aus. Am Morgen kamen zwei feindliche Soldaten, die ihn suchten, vor die Höhle. Der Prinz hörte sie mit einander reden. „Sieh," rief der eine, „da hinein wird er sich versteckt haben!" „Nein," sagte der andere, „da drinnen kann er nicht sein; denn beim Hineingehen hätte er ja das Spinngewebe zer- reißen müssen." Als die Soldaten fort waren, rief der Prinz gerührt und mit aufgehobenen Händen: „O Gott, wie danke ich dir! Gestern hast du mir durch eine Fließe und heute durch eine Spinne das Leben gerettet. Wie gut ist alles, was du gemacht hast!" Christoph v. Schmid. 73. Die kluge Versammlung. Einst waren die Mäuse in grosser Not, denn die Katze fing und tötete alle, welche sich sehen liessen. Als nun die Katze eines Tages ausgegangen war, hielten sie eine Ver- sammlung und berieten, wie sie dem Übel Einhalt thun möchten. Aber da, war guter Rat teuer; die erfahrensten Mäuse bedachten sich vergeblich. Endlich setzte sich ein junges Mäuschen auf die Ilinterfüfsehen und sagte: „Ich weiss, wie wir es machen. Wir hängen der Katze eine Schelle um’, dann können wir sie schon von weitem kommen hören und schnell in unsere Löcher fliehen.“ Alle Mäuse riefen: „Das ist ein guter Vorschlag, das wollen wir thun“ und blickten fröhlich umher. Die Freude war aber von kurzer Dauer, denn eine alte Maus erhob sich und sprach: „Ja, wer wird aber der Katze die Schelle umhängen f“ Da riefen alle Mäuse: „Ich nicht! Ich auch nicht!“ Und weil kein Mäuschen verwegen genug war, so blieb es beim alten, und die Katze geht heute noch ohne Schelle. Nach Aesop.

7. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 97

1881 - Danzig : Boenig
97 Ritze der Mauer herausfliegen und bald wieder mit Futter hinein- fliegen sah. „Aha!" dachte er, „da ist ein Vogelnest, dahin muß ich einmal klettern und nachsehen, was in dem Neste ist." Und sogleich kletterte er an der Mauer hinauf und kam bis an die Ritze, worin das Nestcheu stand, und da hörte er die Jungen zwitschern und sah sie die Schnäbel aufsperren, weil sie meinten, ihre Mutter käme. Der böse Peter aber wollte sie aus dem Neste herausreißen und wollte mit ihnen sein Spiel treiben, bis sie tot wären. Es ging aber nicht so, wie er dachte. Das Loch, wo die Vögelchen ein- und ausflogen, war so enge, daß er seine Hand nicht leicht hindurchstecken konnte. Nun drückte er zwar so lange, bis er die Hand hindurchgezwängt hatte; als er sie aber drinnen und die armen Vögelchen gefaßt hatte, konnte er die Hand nicht wieder herausziehen. Er mochte ziehen und zerren, wie er wollte, es half ihm nichts, die Hand stak fest. Zuletzt that es ihm wehe und er fürchtete, die Hand werde gar nicht wieder herausgehen. Da sing er erbärmlich an zu schreien, so daß die Leute herbeigelaufen kamen. Die halfen ihm zwar endlich nach vieler Mühe aus dem Loche heraus, aber sie schalten ihn auch, daß er die armen Rotschwänzchen habe stören und quälen wollen, und sagten es seinem Vater. Der strafte ihn hart. Wilhelm Curtman. 179. Oer kluge Richter. Ein reicher Mann hatte eine beträchtliche Geldsumme, welche in ein Tuch eingenäht war, aus Unvorsichtigkeit ver- loren. Er machte daher seinen Verlust bekannt und bot, wie man zu thun pflegt, dem ehrlichen Finder eine Be- lohnung, und zwar von hundert Mark, an. Da kam bald ein guter und ehrlicher Mann daher gegangen. „Dein Geld habe ich gefunden. Dies wird’s wohl sein! So nimm dein Eigentum zurück!“ So sprach er mit dem heitern Blick eines ehrlichen Mannes und eines guten Gewissens, und das war schön. Der andere machte auch ein fröhliches Gesicht, aber nur, weil er sein verloren geschätztes Geld wieder hatte. Denn wie es um seine Ehrlichkeit aussah, das wird sich bald zeigen. Er zählte das Geld und dachte unter- dessen geschwinde nach, wie er den treuen Finder um seine versprochene Belohnung bringen könnte. „Guter Freund,“ sprach er hierauf, „es waren eigentlich 800 Mark in dem Tuche eingenäht. Ich finde aber nur noch 700 Mark; Ihr werdet also wohl eine Naht aufgetrennt und Eure 100 Mark Belohnung schon herausgenommen haben. Da habt Un- wohl daran gethan. Ich danke Euch.“ Lesebuch für katholische Volksschulen. 7

8. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 106

1881 - Danzig : Boenig
106 nahm er einen Stock von der Schalter und blies hinein; da flog mir etwas ins Gesicht, das kitzelte mich ganz entsetzlich. Darnach blies er noch einmal in den Stock; da flog mir's um die Nase wie Blitz und Hagelwetter; und wie ich ganz nahe war, da zog er eine blanke Rippe aus dem Leibe; damit hat er so auf mich losgeschlagen, daß ich beinahe tot liegen geblieben wäre." — „Siehst du," sprach der Fuchs, „was du für ein Prahlhans ^ ^ ^ '' Brüder Grimm. 180. Der Rabe und der Fuchs. Ein Nabe trug ein Stück vergiftetes Fleisch, das der erzürnte Gärtner für die Katzen des Nachbars hingeworfen hatte, in seinen Klauen fort. Eben wollte er es auf einer alten Eiche verzehren, als ein Fuchs sich heranschlich und ihm zurief: „Sei gegrüßt, du königlicher Vogel! Wie sehr freue ich mich, dich zu sehen; denn an die Schönheit deiner Federn, an die Stärke deines Schnabels reicht keiner deiner Mitbrüder. Billig dienen dir daher alle übrigen Vögel. Siehe, Tage lang könnte ich hier stehen, dich anschauen, dich bewundern, und doch dessen nicht satt werden." Der Rabe erstaunte und freute sich innig, für einen Adler- gehalten zu werden. Ich muß, dachte er, den Fuchs für diese Lobrede belohnen. Großmütig dumm ließ er ihm seinen Raub fallen und flog stolz davon. Der Fuchs sing das Fleisch lachend auf und verzehrte es mit boshafter Freude. Doch bald verkehrte sich die Freude in Schmerz, das Gift sing an zu wirken und der Fuchs verendete. — Möchtet ihr euch nie etwas anderes als Gift erloben, ehrlose Schmeichler! — Gotthold Ephraim Lessing. 190. Der Fuchs und der Kranich. Ein Fuchs lud einen Kranich zur Mahlzeit ein. Als der Kranich kam, da hatte der Fuchs in lauter flachen Schüsseln allerhand Suppen aufgetragen und sagte zum Kranich, er möge es sich gut schmecken lassen. Der Kranich aber konnte mit seinem langen und dünnen Schnabel nichts davon genießen, imd mußte es mit ansehen, wie der schadenfrohe Fuchs unterdessen mit Wohl- behagen speiste. Bald darauf lud der Kranich den Fuchs ein und setzte ihm die schönsten Leckerbissen in Flaschen mit langem und engem Halse vor und sagte, nun möchte er nur zulangen und thun, als wenn er zuhause wäre. Der Kranich hielt seinen langen Schnabel in die Flasche hinein und aß und trank nach Herzens- lust. Der Fuchs hatte das Zusehen und ging zuletzt beschämt davon. Nach Aesop.

9. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 255

1881 - Danzig : Boenig
255 unzählige Vogelnester und drittens finden die Vogel bei uns immer weniger Stätten, in denen sie ruhig und ungestört nisten können. Gegen den ersteren Ubelstand läßt sich wohl leider nichts thun. Um so dringend notwendiger ist daher ein ernstlicher Schutz der Vögel hier in ihrer Heimat. Wir müssen ein wach- sames Auge aus die Buben haben, welche aus Langeweile und Mutwillen nur zu viele Vogelnester zerstören. Der Handel mit alten und jungen Singvögeln und sogar deren Eiern, wie er in großen und auch kleinen Städten betrieben wird, fügt der Landwirtschaft unermeßlichen Schaden zu. Dies verdammens- würdige Geschäft muß gründlich ausgerottet werden. Hiermit ist indessen noch lange nicht genug gethan. Wald-, Feld- und Gartenbesitzer müssen die alten, hohlen Bäume scho- nen, in denen die Höhlenbrüter (Meisen, Baumläufer, Stare, Spechte u. a. m.) feste Zuflucht finden. Um den Höhlenbrütern den großen Mangel an hohlen Bäumen zu ersetzen ^fertige man Nistkästchen und befestige sie an den Bäumen, auf Stangen und an den Gebäuden. Es ist eine so geringe und so lohnende Mühe, dieselben anzubringen. Bald zieht dann das regste Leben hier ein; Sperlinge, Meisen, Rotschwänzchen und besonders die lieben, schwatzenden Stare bevölkern die Gegend. Es ist eine liebliche und wohlthätige Naturanstalt gegründet, deren munteres Leben das Herz jedes Naturfreundes mit Freude erfüllt — und die weithin die ganze Flur gegen den Schaden der Kerbtiere völlig sichert. Nach vr. Ruß. 301. Das Vogelnest. „Nun sieh lieb' Schwesterchen, sieh nur hin: ein Nest, sechs Vögelchen sitzen drin! Die Mutter, sie flattert so eben hinaus; nun nehm' ich die Kleinen mit mir nachhaus'." — „Ach, lasse du ruh'n die zwitschernde Brut; auch die Vöglein stehen in Gottes Hut, und wie uns die Mutter zuhause bewacht, so nimmt auch der Vogel die Kleinen in acht. Und die Englein, von denen uns Mutter sprach, daß sie um uns schweben und bleiben wach bei allem, was wir reden und thun, wenn wir spielen oder im Bett- lein ruh'n, die Englein sprechen: Wir freuen mit euch uns auch an den Vöglein im grünen Gesträuch; doch lasset sie still bei der Mutter im Nest. Denn Gott, der alles gedeihen läßt, sorgt auch für die Vöglein aufs allerbest'!" Löwenstein. 302. Die Zugvögel. Die Störche ziehen im Herbste fort, weil sie im Winter keine Eidechsen, Schlangen, Frösche u. s. w. bei uns finden würden und also verhungern müßten. Der rauhe und unsreund-

10. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 244

1881 - Danzig : Boenig
244 geschickt zur Wasserjagd und zur Rettung von Menschen, die ins Wasser gefallen sind. Der Schäferhund hat aufrecht stehende Ohren und steife Haare. Er lenkt die Herde nach dem Willen seines Herrn, läuft auf und ab, wenn ein Kleestück oder sonst ein verbotener Leckerbissen in der Nähe ist, oder liegt beobachtend still, bis ein Tier die Grenze überschreitet, springt dann aber schnell auf und jagt es zurück. In einigen Gegenden von Süd- amerika haben die Schafe und Ziegen keine anderen Hirten als die Hunde. Diese treiben am Morgen die Herden vom Hose, führen sie auf die Weide, begleiten sie den ganzen Tag, vertei- digen sie gegen jeden Angriff und bringen sie am Abend wieder nachhause. ' ‘ ®llbe. 286. Die Katze. Die Katze geht nicht auf den Fusssohlen, sondern auf den Zehen; daher ist ihr Gang auch sehr leise, und ein solch leiser, schleichender Gang ist zu ihrem Geschäfte sehr nötig, denn die Mäuse haben eiu sehr feines Gehör. Gleich den Hunden hat sie Krallen an den Zehen. Aber wie künstlich sind diese Krallen eingerichtet! Am Ende jeder Zehe ist eine Scheide, in welche die Kralle zurück- gezogen werden kann. Wenn die Katze schläft, so stecken alle Krallen in den Scheiden. Sobald sie aber eine Maus fangen oder sich wehren will, so schiebt sie die Krallen aus der Scheide, wie man einen Säbel auszieht. Auch ihre Zähne und die Zunge, welche rauh ist, sind zum Mäuse- fangen eingerichtet. Weil die Mäuse gewöhnlich des Nachts aus ihren Schlupfwinkeln hervorkommen, so sind die Augen der Katzen so eingerichtet, dass sie auch bei Nacht sehen können. Man braucht ihnen daher beim Fangen einer Maus nicht zu leuchten; sie haben ihr Licht in den Augen. Die Katzen miauen nicht bloss, sondern sie schreien und heulen oft gar jämmerlich. Solcherlei Katzenmusik führen sie am liebsten an ganz einsamen Orten, auf den Böden und Dächern der Häuser auf. Dabei kratzen und beifsen sie einander, dass die Haare davon fliegen. Die Katze ist für uns ein notwendiges Haustier. Hätten wir keine Katze, so würden die Mäuse und Ratten bei Tag und Nacht alles zernagen und uns so beunruhigen, dass wir weder ruhig essen noch schlafen könnten. Nun sieht es zwar jedermann gern, wenn sie in ihrem Geschäft recht eifrig sind; aber das sieht niemand gern, dass sie mit den gefangenen Mäusen erst noch lange Zeit spielen, ehe sie dieselben umbringen und auffressen. Sie lassen die ge-
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